19. September 2024
Brunsbütteler Industriegespräch: Jahrestagung mit Fokus auf grüne Industrie & politische Rahmenbedingungen
admin
Brunsbüttel, 19. September 2024. Das jährlich stattfindende Brunsbütteler Industriegespräch stand diesmal unter dem Leitthema „Brunsbüttel als Vorreiter für grüne Industrie im Norden – von der Vision zur Realität“. Energiewendeminister Tobias Goldschmidt betonte in seiner Rede die Bedeutung der mit dem Land vereinbarten Dekarbonisierung der Industrie. Diese sei ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität Schleswig-Holsteins bis 2040.
Frank Schnabel (Geschäftsführer Brunsbüttel Ports/SCHRAMM Group) eröffnete die Veranstaltung und begrüßte Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) sowie Tobias von der Heide, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus (MWVATT) und weitere rund 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung. In seiner Rede hob er vor allem die zahlreichen Chancen hervor, die sich durch die Energiewende für den Hafen- und Industriestandort ergeben. „Ich glaube fest daran, dass sich der Brunsbüttel-Boom in den kommenden zehn bis 15 Jahren konkretisieren und Realität werden wird“, betont Schnabel. Die Voraussetzungen dafür seien optimal. Zum einen bietet die direkte Anbindung an die Elbe und den Nord-Ostsee-Kanal einen klaren Standortvorteil. Zum anderen sind Häfen und Windenergie derzeit so gefragt wie nie zuvor. Ferner entwickelt sich der Standort zu einem bedeutenden Energie-Hub für grüne Energieträger, was vielversprechende Zukunftsaussichten für den gesamten Wirtschaftsraum und die Region darstellt und womit neue spannende Arbeitsplätze geschaffen werden.
Ein besonderes Highlight waren die Podiumsdiskussionen mit Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt und Staatssekretär Tobias von der Heide aus dem Landeswirtschaftsministerium. Unter der Leitung von Thomas Bultjer und gemeinsam mit Werkleitern aus dem Chemcoast Park und Ken Blöcker vom Unternehmensverband Unterelbe- Westküste (UVUW) diskutierten die Teilnehmer über die Chancen der Energiewende und welche politischen Rahmenbedingungen notwendig sind, um den Standort fit für die Zukunft zu machen. „Die Ende Mai geschlossene Klimaneutralitätsvereinbarung zwischen der Landesregierung und der energieintensiven Industrie an der Westküste ist ein Meilenstein auf dem Weg Schleswig-Holsteins zum klimaneutralen Industrieland bis zum Jahr 2040. Die Unternehmen sorgen dabei nicht nur für Wertschöpfung und Beschäftigung im Land, sondern zeigen auch konkrete Schritte auf, wie die wirtschaftlichen Ziele klimaneutral erreicht werden können. Wir füllen die Vereinbarung jetzt mit Leben: Der nächste Austausch mit den Unternehmen ist bereits terminiert, ein wissenschaftlich begleitetes Monitoring läuft. Auch hier ist Schleswig-Holstein wegweisend“, sagte Tobias Goldschmidt.
Infrastrukturausbau beschleunigen und klimaneutrale Produktion fördern
Die Transformation der Energiewende bietet viel Potenzial, erfordert aber auch Investitionen in klimafreundliche Produktionsprozesse und in den Infrastrukturausbau. Hier muss die Politik weitere Anreize schaffen, um Investitionen in klimafreundliche Technologien zu fördern und den Strukturwandel in der Industrie zu unterstützen, so der einhellige Tenor während der Podiumsdiskussion. „Die Unternehmen im Chemcoast Park investieren bereits in ihre privaten Gleisanlagen, um ihren Standort optimal anzubinden. Allerdings muss der direkte Anschluss an das öffentliche Schienennetz – sowohl für Güter- als auch für den Personenverkehr und die Anbindung an den ÖPNV verbessert werden“, so Schnabel. Hierzu gehört auch der Ausbau der B5 sowie der Autobahn A20. Denn eine optimale Anbindung ist ein entscheidender Standortvorteil – insbesondere im Hinblick auf die Gewinnung qualifizierter Fach- und Arbeitskräfte.
Innovative Projekte zur Dekarbonisierung der Industrie
In Richtung klimaneutrale Zukunft ist der Zementhersteller Holcim am Standort Lägerdorf unterwegs. Im Kontext der Veranstaltung stellte Werkleiter Torsten Krohn das ehrgeizige Ziel vor, das Zementwerk klimaneutral umzubauen und im Jahr 2028 in Betrieb zu nehmen. Die Vision: Das Klimagas CO2 soll zum wertvollen Rohstoff für andere Industrien aufbereitet und diesen zur Weiternutzung zur Verfügung gestellt werden. „Damit verbinden wir 160 Jahre Tradition mit der Zukunft - Lägerdorf wird ein Innovationszentrum für die grüne Zementproduktion“, so Torsten Krohn.
Auch Yara in Brunsbüttel setzt auf zukunftssichernde Maßnahmen zur CO2-Reduktion. Werkleiter Sven Kohnke stellte die Transformationspläne des Ammoniak- und Harnstoffproduzenten vor. Das Unternehmen setzt dabei auf Energieeffizienzmaßnahmen, um CO2-Emissionen einzusparen. Zusätzlich soll durch den Einsatz der CCS-Technologie emissionsarmes Ammoniak produziert werden. Neben der Produktion von kohlenstoffarmem Ammoniak soll Schritt für Schritt der Anteil an grünem Ammoniak durch den Einsatz von grünem Wasserstoff oder Biomethan erhöht werden. „Unser Ziel ist es, unsere große Stärke - die hohe Anlagenflexibilität - zu nutzen, um heute schon den Grundstein für die Zukunft zu legen“, fasste Sven Kohnke zusammen.
Gemeinsam die Segel setzen
Die Werkleiterrunde setzt sich seit vielen Jahren aktiv für die Zukunftsgestaltung des Industrie- und Hafenstandortes Brunsbüttel ein und arbeitet eng mit den ansässigen Unternehmen, Politik, Gewerkschaften und Verbänden zusammen. „Gemeinsam wollen wir eine Transformation gestalten, die eine nachhaltige Zukunft ermöglicht, Energie- und Versorgungssicherheit gewährleistet, Arbeitsplätze in einem lebenswerten Umfeld schafft und den Wohlstand der Region sichert“, betont Schnabel. Um die Entschlossenheit dieses Vorhabens zu unterstreichen, erhielten die Podiumsteilnehmer zum Abschluss jeder ein Buddelschiff. Gemeinsam setzten sie die Segel in Richtung klimaneutrale Zukunft. Dieser Programmpunkt hatte eine starke symbolische Bedeutung und verdeutlichte neben der Verbundenheit auch den gemeinsamen Willen, neue Wege zu gehen und die Herausforderungen anzunehmen.
Pressekontakt: c/o Brunsbüttel Ports GmbH, Elbehafen, 25541 Brunsbüttel
Frank Schnabel, Geschäftsführer
Tel.: 04852-884-35
Email: f.schnabel@schrammgroup.de