05. Oktober 2021
Innovative Rückgewinnung von Iod am Standort Brunsbüttel
Neben der gegenwärtigen Dringlichkeit, die Emission von Kohlenstoffdioxid (CO2) zu reduzieren, bzw. komplett zu vermeiden, besteht die Möglichkeit, bei Abfallverbrennungsanlagen auch chemische Grundstoffe zurückzugewinnen.
Abfälle enthalten insbesondere wechselnde Mengen an Halogenen wie Chlor und Brom. Iod hingegen ist ein selteneres, weit wertvolleres Element als Chlor und Brom und hat einen hohen Verkaufswert. Iod ist in Abfällen meist nur in Spuren oder geringer Konzentration vorhanden. Dennoch findet Iod eine breite Anwendung – ob als Spurenelement im Speisesalz, im medizinischen und pharmazeutischen Bereich oder in der chemischen Industrie.
In der Sonderabfallverbrennung ist Iod (wie auch Quecksilber) besonders schwierig zu beherrschen. Falls aufgrund falscher Angaben eines Kunden in sehr seltenen Fällen einmal zu hohe Mengen Iod in die Anlage gelangen, tritt am Kamin elementares Iod aus, das durch eine „rote Fahne“ sichtbar wird. Im Normalbetrieb jedoch wird das in den Abfällen enthaltene Iod zusammen mit den anderen Halogenen (v. a. Chlor und Brom) in den sauren Wäschern der Verbrennungsanlagen abgeschieden und nach Neutralisation mit Kalkmilch (CaO x H2O) als Calciumsalze kristallisiert. Diese Filterstäube müssen dann kostenintensiv in einer Untertagedeponie abgelagert werden.
Unser Vorhaben, welches in Zusammenarbeit mit der Firma REC53 GmbH (Marbach am Neckar) realisiert wird, beschäftigt sich mit einer kontinuierlichen Abscheidung von Iod aus dem Rauchgas der Sondermüllverbrennung. Dabei wird die Iod-enthaltende Rohsäure entnommen und das Iod in einer speziell dafür konstruierten Anlage aufkonzentriert. Das zurückgewonnene Iod wird vermarktet. REMONDIS SAVA hat mit REC53 zunächst eine Versuchsanlage errichtet und betrieben, welche die exakten Ergebnisse lieferte, um die industrielle Anlage zu realisieren. Für diese wurde der Bau- und Genehmigungsantrag bereits erstellt. REMONDIS SAVA rechnet damit, die Anlage ab Mitte des Jahres 2022 in Betrieb zu nehmen. Die Anlage soll je nach Iodgehalt im Abfall zwischen 30 und 80 t Iod pro Jahr gewinnen, welches auf direktem Weg als Rohstoff für die Herstellung von Chemikalien dienen soll. Das Projekt wird von der schleswig-holsteinischen Wirtschaftsförderung WTSH gefördert.
„Als Betreiber einer Anlage zur thermischen Behandlung von Abfällen sehen wir uns in der besonderen Verantwortung, für eine saubere Umwelt und nachhaltiger gestaltete Zukunft zu sorgen.“ sagt Geschäftsführer Dr. Martin Kemmler. Dafür verknüpft REMONDIS SAVA effizienteste Prozesse mit modernster Technik und zielführenden Dienstleistungen – ohne den Blick auf wirtschaftliche Aspekte aus den Augen zu verlieren. „Wir freuen uns, mit der geplanten Inbetriebnahme der Iod-Rückgewinnung einen innovativen Beitrag für Kreislaufwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz am Standort Brunsbüttel leisten zu können.“