Foto: Jens Neumann

03. November 2016

LNG-Importterminal: Investoren brauchen klare Aussage aus Berlin

Das Bekenntnis, deutlich mehr in den Infrastrukturausbau zu investieren, hörten die Vertreter der ansässigen Unternehmen gerne. Seit Jahren werden die Werkleiter und die egeb: Wirtschaftsförderung am größten Industriestandort Schleswig-Holsteins nicht müde, für den dreispurigen Ausbau der B 5 bis nach Brunsbüttel, den zweigleisigen Ausbau der Schienenanbindung zwischen Wilster und Brunsbüttel inklusive Elektrifizierung und den Weiterbau der A 20 mit westlicher Elbquerung bei Glückstadt zu werben. Wohlwissend, dass neben verfügbaren Flächen – und das sind am Standort 450 Hektar – die Verkehrsanbindung bei Ansiedlungsentscheidungen von zentraler Bedeutung ist.

Für Minister Reinhard Meyer ist Brunsbüttel schon jetzt ein Vorzeigestandort für industrielle Entwicklung: „Die Verknüpfung von Industrie, Logistik und maritimer Branche ist einmalig. Durch die enge Vernetzung der Unternehmen, die in dieser Form nicht selbstverständlich ist, können viele Synergien genutzt werden.“ Als herausragender Industriestandort in Deutschland könne der ChemCoast Park anderen Regionen als Vorbild dienen.

Auch durch die Lage innerhalb der Metropolregion Hamburg und am Schnittpunkt von Elbe und Nord-Ostsee-Kanal profitiert der ChemCoast Park Brunsbüttel. Die Verbindungen zu Hamburg, als wirtschaftliches Zugpferd der Region, sind stark und die Kooperationen eng. „Wenn Hamburg prosperiert, profitieren auch wir in der Metropolregion Hamburg“, fasste Frank Schnabel die Verbundenheit vereinfacht zusammen. „Wir sollten die Unterelbe als einen gemeinsamen Wirtschaftsraum sehen und entwickeln. Nur gemeinsam können wir die Region voranbringen. Das Kirchturmdenken hilft nicht.“

Diese Einschätzung bestätigte Michael Westhagemann, CEO der Siemens AG Region Norddeutschland: „Die Standorte an der Unterelbe haben unterschiedliche Stärken, die sich in Kombination miteinander ergänzen und nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Brunsbüttel hat sich insbesondere als Chemie- und Energiestandort etabliert und zeigt großes Potenzial für die zukünftige Entwicklung.“ Als Zukunftsfelder bezeichnete er dabei vor allem die Wasserstoffspeicherung und Flüssiggas LNG (Liquified Natural Gas).

Für das ehrgeizige Projekt zur Realisierung eines deutschen LNG-Importterminals in Brunsbüttel warb Frank Schnabel um eine „klare Aussage“ aus Berlin. Es steht bereits ein potenzieller Investor für das 400-Millionen-Euro-Vorhaben bereit. „Wir sind kurz vor der Unterzeichnung einer Absichtserklärung für die Errichtung eines LNG-Terminals. Die Investoren benötigen aber die Sicherheit, dass LNG in Deutschland auch politisch und strategisch als Alternative zu russischem Pipelinegas gewollt ist.“ Im Wettbewerb der potenziellen Standorte für ein LNG-Importterminal hat Brunsbüttel aus Sicht von Schnabel die besten Argumente: „Brunsbüttel hat im Vergleich die besten Voraussetzungen! Wir bitten um faire Rahmenbedingungen bei der Bewertung verschiedener Standorte aus Berliner Sicht und keine Vorfestlegung für einen politisch gewollten Standort.“

Peter Altmaier ließ sich allerdings nicht auf ein Versprechen ein. „Ich kann und will mich nicht zum Schiedsrichter zwischen den Standorten machen“, so der Kanzleramtsminister. Und fügte hinzu: „Die Wilhelmshavener waren schon vor Wochen bei mir – und haben erklärt, dass ihr Standort besser geeignet ist.“ Für den geforderten Ausbau der Infrastruktur gab er den Verantwortlichen aus Brunsbüttel einen Tipp, der im Saarland gut funktioniert hat. „Setzen Sie Prioritäten. Sorgen Sie dafür, dass es immer ein planfestgestelltes Projekt gibt.“ Die Erfahrung zeige, so Altmaier, dass nicht alle Mittel aus dem Bundesverkehrswegeplan abgerufen werden.

Nach gut zwei Stunden beendete Dr. Klimant das – angesichts der hochsommerlichen Temperaturen – „heißeste Industriegespräch, das wir je erlebt haben“. In kleinen Runden setzten die Gäste ihre Gespräche fort.