10. Februar 2020
Maritimes Frühstück des GvSH in Berlin: Fokus der Häfen liegt auf Umweltthemen
(Berlin/Brunsbüttel) Der Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen (GvSH) empfing, gemeinsam mit dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz, Bundestagsabgeordnete zum Maritimen Frühstück in Berlin. Sowohl bei den Ladungsmengen (+1%) als auch bei der Abfertigung von Passagieren (+3,4%) wuchsen die Häfen in Schleswig-Holstein im Jahr 2019. Landstrom, LNG und andere Umweltmaßnahmen wichtige Themen auf der Agenda der Häfen.
Bereits zum 11. Mal lud der GvSH zum inzwischen traditionellen Maritimen Frühstück in Berlin ein. Mehr als 50 Teilnehmer, darunter zahlreiche Bundestagsabgeordnete sowie der Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann, fanden sich am frühen Donnerstagmorgen um 07:00 Uhr in der Vertretung des Landes Schleswig-Holstein beim Bund ein.
Frank Schnabel, Vorstandsvorsitzender des GvSH, wies auf die Bedeutung der schleswig-holsteinischen Häfen als maritime Logistikdrehscheibe hin und unterstrich dieses mit den Zahlen des Jahres 2019. Im vergangenen Jahr wurde mit 53,0 Millionen Tonnen Ladung rund 1% mehr Menge als im Vorjahr über die Häfen Schleswig-Holsteins befördert. Zudem wurden mehr als 13,2 Millionen Passagiere abgefertigt, was einem Zuwachs von sogar 3,4% entspricht. „Die Häfen in Schleswig-Holstein sind Knotenpunkte des internationalen Handels und Personenverkehrs und profitieren von der Lage an zwei Küsten, so dass unterschiedlichste Zielmärkte bedient werden können. Durch die Vielseitigkeit der Häfen und ihrer Funktionen nimmt jeder einzelne Hafen, unabhängig von seiner Größe, eine bedeutende Rolle im Gesamtsystem ein“, so Schnabel.
Auch Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, sieht die Hafenwirtschaft als einen der zentralen Wirtschaftszweige des Bundeslandes: „Die erneuten Zuwächse bei Ladung und Passagieren zeigen, dass die Häfen Schleswig-Holsteins eine bedeutende Rolle im nationalen und internationalen Waren- und Personenverkehr einnehmen und im Wettbewerb mit anderen Häfen bestehen. Die maritime Wirtschaft genießt nicht nur wegen der geographischen Lage unseres Bundeslandes von Seiten der Landesregierung höchste Priorität, sie ist Garant für Wertschöpfung und Arbeitsplätze.“
Ein Thema, das derzeit nicht nur gesamtgesellschaftlich in aller Munde ist, sondern bei dem die schleswig-holsteinischen Häfen bereits aktiv Maßnahmen umsetzen, ist die Verbesserung des Umweltschutzes in den Häfen und der Schifffahrt. Dies machte Schnabel stellvertretend für die Mitgliedsunternehmen des GvSH deutlich.
Die Versorgung der Schiffe mit Landstrom während der Liegezeiten in den Häfen ist bereits heute in vielen schleswig-holsteinischen Häfen möglich. Seit Frühsommer 2019 bezieht die Color Line im Kieler Hafen täglich Landstrom. Darüber hinaus entsteht in Kiel aktuell die modernste Landstromanlage Europas, von der aus sowohl das Kreuzfahrtterminal Ostseekai als auch der Schwedenkai bedient werden, so dass dann alle drei innerstädtischen Fähr- und Kreuzfahrtterminals mit Landstrom ausgerüstet sind. In Lübeck existiert bereits seit 2008 eine Landstromanlage am Nordlandkai. An der Entwicklung einer ähnlichen Anlage am Skandinavienkai arbeitet die LHG derzeit zusammen mit Partnern. Außerdem gibt es Planungen der Fährreederei Scandlines für eine Landstromanlage im Fährhafen Puttgarden, und in Brunsbüttel wird eine Machbarkeitsprüfung für eine Landstromanlage durchgeführt. Bereits seit Jahrzehnten werden in den nordfriesischen Häfen von Wyk auf Föhr, Dagebüll und Wittdün auf Amrum alle dort beheimateten und regelmäßig verkehrenden Schiffe, insbesondere die Fährschiffe, mit Landstrom versorgt. Der genutzte Strom ist Ökostrom aus der Region. Damit hatten die nordfriesischen Häfen bereits vor vielen Jahren eine Vorreiterrolle inne.
Neben der Emissionsreduzierung in den Häfen während der Liegezeiten ist auch die Emissionsreduzierung der fahrenden Schiffe auf der Agenda der Schifffahrtsbranche. Auf dem noch sehr langen Weg zur emissionsfreien Schifffahrt mit zum Beispiel Wasserstoff ist die Nutzung von heute verfügbaren emissionsärmeren Treibstoffen wie LNG als Brückentechnologie alternativlos. Die Errichtung des geplanten LNG-Terminals in Brunsbüttel wird die flächendeckende Versorgung der Schifffahrt in Norddeutschland mit LNG als Treibstoff ermöglichen und wird somit insbesondere in den Hafenstädten und entlang des Nord-Ostsee-Kanals zu erheblichen Emissionsreduzierungen sowie zur Verbesserung der Luftqualität beitragen. So steuert bereits seit Dezember 2015 die MS „Helgoland“ der Reederei Cassen Eils, die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betrieben wird, die Insel Helgoland an.
Darüber hinaus werden in den schleswig-holsteinischen Häfen noch viele kleinere, aber in der Gesamtbetrachtung nicht unbedeutendere Projekte zur Verbesserung der Umweltbilanz umgesetzt. Beispielhaft genannt seien hier die E-Mobilität bei Flurförderfahrzeugen und PKWs, Energiemanagementsysteme, eigenständige Erzeugung von Erneuerbaren Energien aus Photovoltaik und Windkraft und auch die Abfallbewirtschaftungspläne.
„Wir als Hafenwirtschaft sind uns unserer Verantwortung bewusst. Dies betrifft auch das nachhaltige und umweltbewusste Wirtschaften. In unseren Häfen werden viele unterschiedliche Maßnahmen bereits umgesetzt oder sind konkret in Planung“, fasst Schnabel die Umweltaktivitäten zusammen.
Zum Ende der Veranstaltung sahen alle Beteiligten trotz eines drohenden Konjunkturabschwungs einer positiven weiteren Entwicklung der Hafenwirtschaft entgegen. Die schleswig-holsteinischen Häfen haben sich gut aufgestellt, wobei es auch in Zukunft bei verschiedensten Themen Bedarf für politische Unterstützung gibt, sowohl aus Kiel als auch aus Berlin. Diese wird der GvSH auch zukünftig bei Veranstaltungen wie z.B. beim Maritimen Frühstück intensiv einfordern.